Görtz präsentiert seinen Store der Zukunft

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Über 60 m Fensterfassade, 6 m hohe Decken, 1.200 qm Verkaufsfläche auf drei Etagen inklusive Café, Secondhand-Mode und Pop-up-Flächen: Im Kö-Bogen II in Düsseldorf präsentiert der Omnichannel-Händler Görtz seine Vision zukünftiger Ladenflächen – eine Hommage an den stationären Handel.

8 km Hainbuchenhecke und über 30.000 Pflanzen prägen Europas größte Grünfassade, die ein essentieller Bestandteil des neugestalteten Geschäfts- und Bürogebäudes Kö-Bogen II im Zentrum von Düsseldorf ist. Es gilt als eine mögliche Antwort der Städte auf den Klimawandel, so die Aussage der verantwortlich zeichnenden Ingenhoven Architects. Das soll sich auch im auf den Standort zugeschnittenen Store-Konzept von Görtz widerspiegeln: So trifft im Flagship-Store an der Schadowstraße ein echtes Moos-Logo auf Grünpflanzen, nachhaltige Möbel aus recycelten Materialien, vollständige LED-Beleuchtung und einen Bodenbelag ohne Epoxidharz. Vollständig mit Naturaufnahmen tapezierte Rückwände und vereinzelt platzierte großformatige Wasser-Motive greifen ebenfalls den Grundgedanken des Gebäudes auf.

Ein optisches Highlight ist das vom Berliner Künstlerkollektiv Tape That entworfene farbintensive Tape Art-Kunstwerk im Eingangsbereich des Stores, welches das Erd- und Obergeschoss im Bereich der Rolltreppen miteinander verbindet. „Der Schuh an sich ist eher ein kleines Produkt und nicht raumausfüllend. Das Umfeld muss mehr bieten als ein schwarz-weißes Interieur“, ist Görtz-CEO Frank Revermann überzeugt. Die Basis für das inhouse entwickelte Ladendesign bilden die datenbasierten Trendvorhersagen der Agentur WGSN.

Flagship Store Görtz Düsseldorf Kasse Infopoint
Blickfang ist im Erdgeschoss auch die Kassenzone bzw. der Infopoint. Foto: © Philip Kistner, Düsseldorf

Marktplatz-Charakter

Nicht nur optisch zeigt sich der Omnichannel-Händler aus Hamburg von einer neuen, trendorientierten Seite: Im Eingangsbereich – „auf einer der besten Flächen des Geschäfts“, so Revermann – heißt das lokale Café Mr. Ben’s Kund:innen mit Kaffeespezialitäten und Snacks wie Sandwiches, Bowls und Wraps willkommen, gefolgt von einer Pop-up-Fläche des Düsseldorfer Floristen Fiori und des Lübecker Marzipan-Herstellers Niederegger. Im Untergeschoss erwartet die Kundschaft darüber hinaus Secondhand-Mode des Labels Vintage Revivals, im Obergeschoss verhilft der Retail as a Service-Anbieter Freiraum aus Berlin urbanen Online-Marken zu stationärer Präsenz. „Auf einer so großen Verkaufsfläche wie dieser ausschließlich Schuhe zu präsentieren, reicht nicht mehr aus. Unser Grundgedanke war, etwas Neues, Interessantes zu erschaffen, um den Besuchern mehr zu bieten“, sagt Revermann und ergänzt: „Mr. Bens Café direkt im Schaufenster sorgt schon morgens um 10 Uhr für Traffic im Store. Im Zusammenspiel mit der Pop-up-Fläche – den Blumen und Pflanzen des Düsseldorfer Floristen Fiori – entsteht ein physischer Marktplatz.“

Store-Partnern bietet das Konzept stationäre Präsenz auf hochfrequentierten Flächen für kurze Mietlaufzeiten. Die Pop-up-Fläche im Erdgeschoss ist bereits für mehrere Monate im Voraus vermietet. „Gezeigt wird, was uns gefällt und zum Gesamtkonzept passt“, so CEO Revermann. „Diese Art der Partnerschaft ist neu. Wir bekennen uns klar zum stationären Handel und möchten dort auch vor allem unsere Marke stärken und Schuhe ausstellen, aber wir wollen auch sagen ,Wir sind der größte Omnichannel-Lifestyle-Retailer in Deutschland‘“. In der Ausgestaltung des Plattform-Ansatzes bleibt Görtz flexibel. So können regelmäßig neue Themen und Elemente mit der Kundschaft erprobt und die Verkaufsfläche zukunftsgerecht justiert werden.

Flagship Store Görtz Düsseldorf Popup-Fläche
Farbenfrohe Sitzgruppen eignen sich zum Verzehr von Speisen. Foto: © Philip Kistner, Düsseldorf.

Digitale Tools rücken im Flagship-Store bewusst in den Hintergrund. Die Services Click & Collect sowie Click & Reserve stehen Kund:innen zur Verfügung, sind jedoch derzeit in die Kassenzone integriert: „Momentan nehmen wir wahr, dass die Menschen nach den Corona-bedingten Lockdowns erst einmal wieder vor Ort einkaufen wollen. An der Kasse im Erdgeschoss – dem Infopoint, den wir visuell hervorheben – möchten wir unseren Kunden entgegentreten und ihnen mitteilen, dass wir vor Ort für sie da sind“, so Revermann. Auf digitale Bildschirme, etwa um weitere Produktinformationen einzuholen oder Artikel online zu bestellen wird bewusst verzichtet. Stattdessen setzt Görtz auf die Beratung durch Mitarbeitende. „Die digitale Regalverlängerung ist natürlich auch für uns ein Thema. Wir werden in Zukunft jedoch eher auf den QR-Code als die digitale Steele fokussieren. Denn jeder hat sein Digital Device in Form des Smartphones immer dabei. Den Umgang mit QR-Codes haben wir in spätestens seit der Corona-Pandemie gelernt.“

Warendruck herrscht dennoch nicht. Im Gegenteil: Görtz gewährt den Schuhen viel Raum und inszeniert diese nun stärker als zuvor in Lifestyle-Welten, um den Wünschen der Kundschaft gerecht zu werden. Lounges und verschiedenfarbige Sitzgelegenheiten erzeugen eine Wohlfühlatmosphäre. Im Obergeschoss animieren Bartische mit Hockern Kund:innen dazu ein, den Flanierenden auf der Schadowstraße zuzusehen.

Multipliziert wird das Store-Konzept vorerst nicht. „Das Konzept des Kö-Bogens II ist zukunftsgerichtet und innovativ. Somit bietet uns dieser Standort ein ideales Umfeld, um neue Ideen umzusetzen und zu testen. Dazu gehört zum Beispiel die Integration frischer Shopping-Konzepte mit Synergie-Effekten unter einem Dach“, resümiert Frank Revermann.

Der Beitrag wurde von Katharina Sieweke verfasst.
Mit freundlicher Genehmigung von stores+shops