IT bei Hagebau: In Soltau ziehen Wolken auf

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Do-it-Yourself hat bei Hagebau in einer Hinsicht ausgedient: was erfolgskritische IT-Systeme angeht. Die Verbundgruppe steht im Begriff, ihre ERP-Eigenlösung „Prohibis“ durch eine Cloud-basierte Software von Infor zu ersetzen. Außerdem werden ein neues Workforce-Management und eine neue Kassensoftware aus der Cloudeingeführt.

Als hauseigener IT-Dienstleister der Gruppe will die Hagebau IT mit dem Umbau der Systemlandschaft einheitliche, gruppenübergreifende Strukturen und Arbeitsabläufe schaffen und die Komplexität der IT reduzieren. Für wettbewerbsfähigen Service am POS soll die neue flexible Cloud-Infrastruktur im nächsten Schritt zudem den Einstieg in KI- und Big Data-Anwendungen erleichtern.

Der Umstieg auf Cloud-basierte Standardsoftware ist Teil der 2016 angestoßenen Zukunfts- und Digitalisierungsstrategie von Hagebau: „Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Marktumfeld. Dementsprechend müssen wir Geschäftsprozesse rasch anpassen können“, sagt Brigitta Quednau, Geschäftsführerin der Hagebau IT in Soltau. Kein Unternehmen wolle aufgrund eines unflexiblen ERP-Systems oder fehlender Kassenfunktionalitäten an veraltete Geschäftsmodelle gebunden sein.

Die monolithische On-Premise-Lösung, die bei Hagebau seit 2007 im Einsatz war, habe nahtlosen Omnichannel blockiert und kundenfreundliche Innovationen ausgebremst. Der Umbau der komplexen Schnittstellen-Landschaft beim Einbau einer neuen Anwendung sei zunehmend zum Ressourcen-zehrenden Kraftakt geworden. „Wir haben früh gemerkt, dass wir so etwas wie eine Lego-Grundplatte brauchen, auf der wir Ideen schnell in IT-Anwendungen umgesetzt bekommen“, ergänzt Karsten Rypholz, verantwortlich für den Bereich Gesellschafter-ERP bei Hagebau. Gemeinsam mit Brigitta Quednau stellte er die neue IT-Strategie auf den EHI Technologietagen im November vor.

Funktionen aus der Steckdose

Unterstützt von Otto Group Solution Provider OSP als Implementierungspartner sind Hagebau und Infor Anfang 2020 in die Konzeptionsphase gestartet. Im kommenden Jahr (2022) wird das neue ERP-System bei den ersten Gesellschaftern in den Pilotbetrieb gehen. Bis 2025 soll es schrittweise die rund 270 implementierten Instanzen bei den angeschlossenen Einzel- und Fachhändlern der Gruppe ablösen.

Rund 65 Prozent der knapp 360 Hagebau-Mitglieder nutzen bislang die Eigenlösung. Quednau und Rypholz hoffen, darüber hinaus künftig weitere Anteilseigner für die Cloud-Lösung zu gewinnen.

Neben hoher Skalierbarkeit und einer intuitiven Benutzeroberfläche für produktiveres Arbeiten konnte die „CloudSuite Distribution Enterprise“ von Infor im fast dreijährigen Auswahlverfahren mit vordefinierten Branchenlösungen für den Vertrieb von Baustoffen, Holz und Fliesen sowie für die Hagebaumärkte punkten. Anstatt dem ERP nachträglich Handel beizubringen, habe man bei der Auswahl den Fokus stark auf die Handelsfunktionalität gerichtet, so Rypholz: „Themen wie digitale Kundenbetreuung müssen aus der Steckdose kommen“, sagte er bei seinem Vortrag. Auch für die Aufgaben Arbeitszeiterfassung, Abwesenheitsmanagement sowie Bedarfs- und Einsatzplanung ging der Zuschlag im Oktober 2019 an das Workforce Management von Infor.

State-of-the-Art-Lösungen

Mit dem Systemwechsel vom komplexen Software-Monolithen zur hochflexiblen, anpassungsfähigen Cloud-Architektur will Hagebau sich nicht zuletzt mehr Wahlfreiheit bei der Software-Auswahl sichern. Anstatt alles aus einer Hand zu beziehen, soll künftig in jedem Bereich die für die Anforderungen des Unternehmens jeweils am besten geeignete Lösung zum Einsatz kommen. Bei der neuen Kassensoftware hat sich Hagebau deshalb nicht für Infor, sondern für GK Software entschieden.

Mit seiner „ Cloud4retail“-Plattform stellt der POS-Spezialist seit kurzem eine Komplettlösung als reine Cloud-Anwendung zur Verfügung und übernimmt auch den Betrieb. Die Verbundgruppe plant, ihre mehr als 2.000 Kassen in acht europäischen Ländern künftig von GK Software betreiben zu lassen. Auch hier sind 2022 die ersten Piloten geplant.

Der Beitrag wurde von Kirstin von Elm verfasst.
Mit freundlicher Genehmigung von stores+shops