Bargeldlose Zahlungssysteme für den Mittelstand 2025
Josephine SeiffertGeschätzte Lesedauer: 3 MinutenSpätestens seit Pandemiezeiten gewinnen bargeldlose Zahlungssysteme immer mehr an Bedeutung ‒ auch im stationären Handel. Immer mehr Kund:innen bevorzugen das kontaktlose Zahlen gegenüber dem Bargeld. Doch welche Möglichkeiten gibt es aktuell und welche eignen sich auch für mittelständische Handelsunternehmen?
Bargeld und Kartenzahlung
Laut einer aktuellen EHI-Erhebung vom Mai 2025 werden nur noch 33,8 Prozent des Umsatzes im stationären Handel mit Bargeld bezahlt. Die restliche Kundschaft präferiert Kartenzahlung und sorgte so für 63,5 Prozent des Umsatzes (Girokarte, Kreditkarte, Sepa-Lastschrift etc.).
Sowohl Händler:innen als auch ihre Kund:innen sind heute also auf effiziente, bargeldlose Bezahlmethoden angewiesen. Beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen auf Websites, Onlinemarktplätzen oder an Automaten profitieren sowohl Anbieter:innen als auch Käufer:innen von digitalen Möglichkeiten, die einen einfachen, schnellen und sicheren Zahlungsprozess sichern. Für Händler:innen bedeutet dies jedoch auch zusätzliche Kosten, da in Deutschland allein sie für den Checkout-Prozess zahlen. Diese Gebühren sind vielen Konsument:innen nicht bewusst.
Welche bargeldlosen Zahlungsmethoden gibt es auf dem deutschen Markt?
Die Girokarte ist das meistgenutzte bargeldlose Zahlungsmittel im stationären Handel in Deutschland und wird von der Mehrheit der Banken und Sparkassen angeboten. Zunehmend setzen Banken jedoch auf Debitkarten mit Visa- oder Mastercard-Funktion, die auch online und im Ausland einsetzbar sind. Sofern keine Pauschalverträge abgeschlossen werden, liegen für Händler:innen die Kosten dafür, mit 0,8% bis 1% zwar unter denen klassischer Kreditkarten, die oft zwischen 1,5% und 3% des Umsatzes betragen, aber über denen der Girokarte, die in der Regel bei ca. 0,2% des Umsatzes liegen. Interessant könnte daher ein sogenannter Interchange++ -Vertrag sein, bei dem jede Karte nach ihren eigenen Kosten abgerechnet wird.
Der US-amerikanische Anbieter Paypal bietet kein klassisches Girokonto an, sondern verknüpft das Konto über die persönliche E-Mail-Adresse der Nutzer:innen. In der zugehörigen App können verschiedene Zahlungsquellen hinterlegt werden. Trotz vergleichsweise hoher Händlergebühren ist PayPal bei vielen deutschen Handelsunternehmen im Einsatz. Die Gebühr beträgt beim Euro 2,49% plus eine Festgebühr von 35ct.
Die großen Digitalkonzerne wie Apple, Google und Meta bieten ebenfalls virtuelle Geldbörsen an, die nahtlos ins Smartphone integriert sind. Virtuelle Geldbörsen, auch Wallets genannt, sind Apps, in denen die Nutzer:innen ihre digitalen Zahlungsmittel, Kundenkarten oder Tickets speichern und verwalten können. So profitieren auch Kartenanbieter wie Visa oder Mastercard davon, da ihre Karten häufig in Wallets hinterlegt werden.
Neu auf dem Markt ist seit Juli 2025 auch das europäische Zahlungssystem Wero. Es basiert auf Echtzeitüberweisungen und kann von Kund:innen entweder über ihre Banking-App oder direkt über die Wero-App (derzeit für Kund:innen der Postbanken) genutzt werden. Die anfallenden Gebühren für Händler:innen sollen sich dabei an denen der Debitkarte orientieren. Als Zusammenschluss europäischer Banken und Zahlungsdienstleister ist Wero somit ein Pendant zu den US-amerikanischen Marktführern. Ziel ist es, Wero ab 2026 auch im stationären Handel als universelle Lösung für private Zahlungen, E-Commerce, digitale Abonnements und POS-Zahlungen zu etablieren.
Chancen und Herausforderungen für KMU
Laut der EHI-Payment-Studie 2025 sehen viele Händler:innen den Start von Wero noch kritisch: 41,4 Prozent empfinden die Markteinführung als zu spät – Kund:innen hätten sich längst an bestehende, internationale Bezahlsysteme wie PayPal gewöhnt.
Mittelständische Handelsunternehmen sollten deshalb Kosten und Nutzen der verschiedenen Zahlungsarten sorgfältig abwägen. Hans-Peter Weber, Gründer von Secupay, rät im Interview beim Handelsblatt dazu, konkrete Angebote verschiedener Anbieter:innen einzuholen und dabei nicht nur die Gebühren, sondern auch die Servicequalität, Branchenerfahrung und Erreichbarkeit bei Problemen zu berücksichtigen. „Die Auswahl der passenden Zahlungsmethoden hängt maßgeblich vom eigenen Geschäftsmodell ab“, wird Weber im Interview zitiert. Wer nur gelegentlich online verkauft, sollte auf einfache, sofort einsetzbare Lösungen setzen. Bei wachsendem Onlinegeschäft rücken dagegen Aspekte wie Transaktionsgebühren, Systemanbindung oder die Integration in Kasse und Buchhaltung stärker in den Fokus.
Sowohl der HDE als auch Zahlungsexpert:innen warnen vor unüberlegten Schnellschüssen – etwa durch aggressive Werbeaktionen oder kurzfristige Rabatte von Anbietern. Der Zahlungsexperte Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland e.V. erklärt im Handelsblatt-Interview „Wer eine einmal eingeführte Zahlungsart wieder zurücknimmt, muss mit Umsatzverlusten rechnen.“
Die Payment-Landschaft ist vielfältiger denn je. Für kleine und mittlere Unternehmen besteht die Herausforderung darin, den Überblick zu behalten – und genau die Lösungen zu wählen, die zur Zielgruppe, zum Geschäftsmodell und zu den eigenen Ressourcen passen. Nur wer strategisch vorgeht, kann langfristig von der Digitalisierung des Bezahlens profitieren.
Quellen:
- https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/mittelstand-so-finden-mittelstaendler-das-fuer-sie-passende-bezahlsystem/100148395.html
- https://www.paypal.com/de/business/paypal-business-fees
- https://www.bundesbank.de/resource/blob/800766/0462923c3587a2d98f2c2db5b71047ae/mL/2019-06-kosten-zahlungsmittel-data.pdf?utm_source=chatgpt.com