Was ist Design Thinking?

Claudia LehmannGeschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Design Thinking, die Methode, um Probleme zu lösen und neue Ideen zu entwickeln.

Das Kreativitätszentrum eines Menschen liegt irgendwo zwischen Bauch und Gehirn. Es ist der Ort, an dem Ideen erzeugt und Innovationen geboren werden. Organisationen blühen auf, wenn die Kreativitäts-Kraftwerke ihrer Mitarbeiter unter Volllast laufen. Für jedes Unternehmen ist es gefährlich, sich zu selbstsicher auf alten Lorbeeren auszuruhen. Der Friedhof gefallener Giganten von Kodak bis Nokia spricht für sich. Wie aber lässt sich Kreativität auf Touren bringen?

Design Thinking ist eine Innovationsmethode, die Kreativität systematisch entwickelt. Und das innerhalb ganzer Teams. Die bereits vorhandenen Kreativitäts-Potenziale eines Unternehmens werden freigesetzt und auf konkrete Herausforderungen fokussiert. Das funktioniert besonders gut in einer konzentrierten Arbeitssituation, in der die Kommunikationsdichte maximiert und Störimpulse minimiert sind. Kurz: In einem Design-Thinking-Workshop, einem strukturierten, mehrstufigen Vorgehen, das analytische und intuitive Arbeitsweisen verbindet.

Die Design-Thinking-Arbeitsweise entspringt einer Haltung des aktionsorientierten Experimentierens und der Neugier. Äußerer Rahmen und Beginn des Workshops sollten sofort klarmachen: Hier wird kreativ über die Stränge geschlagen, zugepackt und intensiv interagiert. Keine Angst vor Fehlern, wildes Denken ist streng erlaubt. Ein Warm-up hilft, den richtigen Rahmen zu setzen.

Während des Workshops arbeitet man sich entlang der Schritte des Design-Thinking-Arbeitsprozesses voran. Dabei wechseln Inputs, Arbeitsaufträge und Erklärungen mit Gruppenarbeitsphasen. Einzelarbeit gibt es selten, denn die unterschiedlichen Sichtweisen eines multidisziplinären Teams sind wertvoller Treibstoff der Ideenentwicklung.

Empathie entwickeln

Die ersten beiden Arbeitsschritte im Design-Thinking-Prozess dienen dem Verstehen und Beobachten: Das zu bearbeitende Problem wird vieldimensional betrachtet und in seinen größeren Kontext eingebettet. Die Teams entwickeln dabei Empathie für die Nutzer und Betroffenen des Problems. Das Problem wird neu verstanden, indem menschbezogene Faktoren – anstatt nur die konventionellen, technischen und wirtschaftlichen Faktoren – erforscht und analysiert werden.

Das Problem neu bestimmen

Nachdem das zugrundeliegende Problem neu verstanden und in seine Elemente aufgefächert wurde, wird es im dritten Arbeitsschritt des Prozesses neu definiert. Die in den ersten beiden Schritten zutage geförderten Informationen und Sichtweisen helfen zu bestimmen, welches Problem genau gelöst werden soll. Welche emotionalen Bedürfnisse liegen zugrunde? Welche Faktoren sind in den üblichen Problemlösungen bisher übersehen worden? Lassen sich in den gesammelten Informationen wiederkehrende Muster erkennen?

Die Teams brechen die generelle Problemstellung so auf spezifische Fragestellungen herunter. Am Ende dieses Arbeitsschrittes ist allen Teammitglieder klar, welches Problem genau gelöst werden soll – denn die richtige Antwort findet sich nur, wenn die richtige Frage gestellt wird.

Die Ideenrakete hebt ab

Die Informationen der Schritte eins und zwei sind der Treibstoff. Die überarbeitete Fragestellung aus Schritt drei ist die Startrampe. Alles ist bereit und die Teams stehen in den Startlöchern: In Schritt vier des Design-Thinking-Prozesses hebt die Ideenrakete endlich ab! Mit Hilfe von Brainstorming-Techniken werden gewohnte und bekannte Denkwege verlassen und in kürzester Zeit Unmengen von Ideen produziert. Diese werden dann gesiebt, gedreht und gewendet, bis die Perlen zum Vorschein kommen.

Ideen greifbar machen und testen

Die Ideenentwicklung geht im fünften Arbeitsschritt vom Kopf in die Hände über: Aus den Ideen werden konkrete Prototypen hergestellt, die sie erfahr- und erlebbar machen. Anhand der Prototypen lässt sich von Nutzern realistisches und direktes Feedback auf die Ideen einsammeln. Fehlentwicklungen, an den Bedürfnissen und Interessen des Nutzers vorbei, fallen auf diese Art frühzeitig auf und können korrigiert werden. Das Testen als sechster und letzter Schritt des Prozesses zeigt, wo die Idee ergänzt oder erweitert werden muss:

Fehlen Informationen? Wurde der Nutzer und somit das Problem richtig verstanden? Muss die Idee verändert werden?

Nach der Idee ist vor der Idee

Am Ende des Workshops stehen solide und gut ausgearbeitete Ideen, die getestet wurden und dabei schon wieder neue Ideen hervorgebracht haben. Dies entspricht dem iterativen Ansatz des Design-Thinking-Prozesses: Es kann leicht zu einem früheren Prozessschritt zurückgekehrt werden, um Ausgangssituation oder Ideen zu verändern. So wird in einem immer wieder zu sich selbst zurückführendem Prozess ein Produkt entwickelt und gestaltet, das genau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer abgestimmt ist.

Workshop-Boost und Langstreckenflug

In anderen Worten: Kurzfristiger Kreativitätsboost oder kreativer Langstreckenflug? Ein Langstreckenflug wären beispielsweise umfassende Projekte, die mit Design Thinking gehandhabt werden, wobei der Projektablauf dann nur noch strukturelle Ähnlichkeit mit dem hier beschriebenen Workshop-Ablauf hätte.

Ein Workshop kann aber auch als Kick-off für ein Projekt dienen, denn dieser heizt die Kreativitäts-Kraftwerke an und schickt ein Feuerwerk von Ideenraketen in den Himmel. Und das ist, auch nur ganz für sich genommen, wunderschön mitzuerleben.