EHI-Studie: das Potenzial von Scan & Go

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Scan & Go, oder auch Self-Scanning, ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Hat diese Bezahlart das Potenzial, etablierte stationäre Self-Checkout-Kassen zu ersetzen oder zu ergänzen? Die aktuelle Studie im Rahmen der EHI Self-Checkout Initiative hat untersucht, in welchem Umfang Händler mobile Self-Scanning-Systeme bereits anbieten und wie Kundinnen sie nutzen.

„Im Herbst 2022 gibt es in Deutschland nach unseren Erkenntnissen noch keine 20 Handelsunternehmen, die Ihrer Kundschaft das Self-Scanning per eigenem Smartphone im größeren Stil anbieten“, erklärt EHI-Self-Checkout-Experte und Autor der Studie Frank Horst, der die gesamten Ergebnisse beim SCO-Special im Rahmen der EHI Technologie Tage mit insgesamt rund 700 Teilnehmenden vorstellt.

Jeder 150. Einkauf per Smartphone gescannt

Nutzungsraten Self-Scanning | Foto: EHI
Nutzungsraten Self-Scanning | Foto: EHI

Im Durchschnitt aller befragten Unternehmen nutzen nur 0,67 Prozent der Kunden und Kundinnen das Self-Scanning-Angebot per eigenem Smartphone, das entspricht nur etwa jedem 150. Kunden oder Kundin.

Lediglich drei Händler erreichen in ihren Filialen durchschnittliche Nutzungsraten von über ein Prozent. Die Bandbreite der Unternehmensdurchschnitte von 0,15 bis 1,92 Prozent zeigt, dass die Mehrheit der Händler Nutzungsraten in Ihren Filialen von unter 0,5 Prozent erzielen.

Eine höhere Kundenakzeptanz von über 2,5 Prozent findet sich nur in einzelnen Filialen von drei Handelsunternehmen. Betrachtet man hingegen die jeweils niedrigste Kundenakzeptanz, so zeigt sich, dass es derzeit in allen Unternehmen Geschäfte gibt, in denen das Scanning per App kaum genutzt wird, manchmal fast ausschließlich von den eigenen Mitarbeitenden.

Die Umsatzanteile per App-Checkout liegen signifikant höher als die an herkömmlichen Kassen, da sind sich alle befragten Händler einig. Die Bandbreite reicht hier vom etwa 1,1-fachen bis zum 1,9-fachen der sonst üblichen Einkaufsbeträge.

Einsatz der Scan-App | Foto: EHI
Einsatz der Scan-App | Foto: EHI

Handscanner oder Einkaufswagen

Datenbasis | Foto: EHI
Datenbasis | Foto: EHI

Einer deutlich höheren Kundenakzeptanz erfreut sich das Self-Scanning mittels Personal-Shopping-Assist (PSA) entweder mit am Eingang zur Verfügung gestellten Handscannern oder am Einkaufswagen. Beide Systeme erreichen mit gut 7 Prozent ähnlich hohe Nutzerraten bei der Kundschaft. Ein deutlicher Vorteil des Self-Scannings ergibt sich besonders bei größeren Warenkörben: Da das Ein- und Auspacken am Kassenband entfällt, spart die Kundschaft Zeit.

Dementsprechend fallen die durchschnittlichen Einkaufsbeträge bei Self-Scanning erheblich höher aus. Im Mittel ist der Durchschnittsbon etwa doppelt so hoch. Die gesamten Ergebnisse der EHI-Befragung stehen kostenlos auf der Homepage der Self-Checkout-Initiative zur Verfügung.

Datenbasis

Mit insgesamt 15 Händlern, die App-Lösungen umgesetzt haben, wurden Gespräche auf Basis eines strukturierten Interviewleitfadens in den Monaten September und Oktober 2022 geführt. Die Stichprobe umfasst ausschließlich filialisierte Unternehmen, die bereits in mehreren ihrer Geschäfte über Self-Scanning-Erfahrungen verfügen. Insgesamt betreiben die befragten Unternehmen rund 1.100 Geschäfte mit Self-Scanning per App in Deutschland.

„Lift & Learn“ wird die interaktive Digital-Signage-Lösung genannt, die von Spezialisten wie Bütema seit rund vier Jahren angeboten wird. Bütema-Geschäftsführer Lutz Hollmann-Raabe: „Lift & Learn eignet sich eher für den gehobenen Bereich, dort, wo einzelne Produkte inszeniert werden, als für preissensible Segmente.“ Ein weiteres Beispiel nennt Florian König, Echion Corporate Communication: „RFID-Tags in den Kleidern eines Modehändlers können verwendet werden, um Cross-Selling-Produkte auf den Monitoren im Laden auszuspielen, während die Kund:innen mit den bereits ausgesuchten Waren auf dem Arm an einem Sensor vorbeigehen.“

Generell verzeichnet neben der produktspezifischen Inhaltsausspielung auf den Monitoren am POS auch die personenspezifische eine steigende Tendenz: Erkennen Kamerasensoren Geschlecht, Alter, Stimmung, Accessoires wie Brille, Maske o. ä. der vorbeigehenden Kundschaft, wird ihr auf Monitoren anschließend spezifisch abgestimmter Marketing-Content angeboten, im Store oder auch im Schaufenster durch die Glasscheibe hindurch – alles immer anonymisiert und DSGVO-konform, versteht sich.

Der Beitrag wurde von stores+shops verfasst.
Ansprechpartner: Frank Horst, Leiter Inventurdifferenzen + Sicherheit, Tel.: 0221/57993-53, horst@ehi.org