Handelsstandorte beleben: Der Leitfaden für Handel und Innenstädte

Svenya SchollGeschätzte Lesedauer: 2 Minuten

In deutschen Innenstädten ist nicht erst seit Corona ein Besuchsfrequenzrückgang zu beobachten. Strukturwandel und Digitalisierung bestimmen nunmehr seit einigen Jahren die Entwicklung in Innenstädten, die Pandemie befeuerte diese Dynamik und stellte zahlreiche Handelsunternehmen vor existenzielle Probleme. Dass der in der Innenstadt ansässige Handel jedoch grundsätzlich ein wichtiger Besuchsmagnet ist, geht aus der Studie „Vitale Innenstädte 2020“ des IFH KÖLN hervor. Doch auch weitere Faktoren wie Ambiente, Erlebniswert und eine ansprechende Gestaltung von zentralen Flächen beispielsweise sind wichtige Stellschrauben der Besuchsattraktivität, die es zu drehen gilt.

Leitfaden für Revitalisierung, Relokalisierung und Digitalisierung

Dazu müssen Ideen, Formate und Lösungen entwickelt und in Anwendung gebracht werden, um diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen und Innenstädte (wieder) zu attraktiven Aufenthaltsorten zu machen. Das Rezept dazu findet sich im neuen Leitfaden „Handelsstandorte beleben: Innovation, Kreativität, Digitalisierung“ des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Handel. Darin sind verschiedene Lösungen beschrieben, die den Fokus darauf richten, was umsetzbar ist und erwartet wird.

Praxisnahe Lösungen sind Ergebnis von Expertenworkshops

Erarbeitet wurden diese Lösungen im Rahmen von drei Workshops, zu denen das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Frühjahr 2021 lud. Vertreter:innen aus Kultur, Wirtschaft, Verbänden, Gemeinden, Immobilienwirtschaft, Stadtmarketing und Einzelhandel erarbeiteten und diskutierten in den Workshops Formate und Ideen – mit dem Ziel, erste Ansätze weiterzuentwickeln und zu konkretisieren, die in Anwendung die Attraktivität und Vielfältigkeit von Innenstädten steigern und sichern sollen. In den drei Workshops wurden jeweils folgende Themenschwerpunkte behandelt:

1. Revitalisierung

Alternative, kreative Nutzungskonzepte für nicht mehr benötigte bzw.  leerstehende Handelsflächen mit dem Ziel, Frequenz und Aufenthaltsdauer zu unterstützen.

2. Relokalisierung

Handwerk, Manufakturen, Wohnen, kleine Geschäfte und Kulturangebote mittels neuer Konzepte in die Innenstadtzentren zurückzuholen und diese Bereiche wieder stärker in die Innenstadt zu integrieren.

3. Digitalisierung

Formate auf Basis datengetriebener und digital gestützter Lösungen und Formate, um in einer durchgehenden Visitor Journey für den urbanen Lebensraum aus Sicht seiner Zielgruppen im digitalen Zeitalter sowie der Förderung der lokalen Wirtschaft attraktiv zu bleiben.

Die aufbereiteten Workshopergebnisse, angereichert mit Expertenbeiträgen, Praxisbeispielen und Hintergrundinformationen, stehen interessierten Leser:innen im neuen Leitfaden auf der Website zur Verfügung. Darin finden sich relevante Impulse, die bei der wichtigen Aufgabe unterstützen sollen, Innenstädte auf lange Sicht (wieder) zu Besuchsmagneten zu machen. Neben grundlegenden Maßnahmen, die zwar nicht neu sind, aber oft vernachlässigt werden (z. B. eine ausreichende Zahl öffentlicher Toiletten), finden sich auch viele neue Lösungen wie Plug & Play Events oder Silent Discos.

Visitor Journey und Praxisbeispiele zur Veranschaulichung

Einige Städte setzen erfolgsversprechende Lösungen bereits um oder beschäftigen sich mit der Realisierung. Diese erprobten Formate sind als Praxisbeispiele im Leitfaden entlang der fünf Phasen der Visitor Journey aufgeführt, zu denen sich Interessierte weitergehend informieren können. Der Leitfaden veranschaulicht somit die verschiedenen Kontaktpunkte, die Innenstadtbesuchende mit dem Handelsstandort haben, und ordnet die Lösungsansätze entsprechend ein: Vom ersten Impuls, eine Innenstadt aufzusuchen, über Informationen zum Standort und dem Aufenthalt und Angebot vor Ort bis hin zu Besucherbindungsmaßnahmen werden Leser:innen durch die erarbeiteten Formate geleitet und können sich von den zahlreichen kreativen Ideen inspirieren und motivieren lassen. Denn es gilt nun verstärkt, gemeinsam daran zu arbeiten, Innenstädte zu gestalten und zu Wohlfühlorten mit Aufenthaltsqualität werden zu lassen.