Umsetzung des Energiemanagements

Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel begleitet Händler:innen bei der Digitalisierung. Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie die digitale Transformation im Einzelhandel aussehen kann.

Installation der Technik

Um einen Überblick über den Stromverbrauch im Ladengeschäft von Tains – mein-asiamarkt zu erhalten, wurden 15 Steckkühlgeräte (davon 12 Gefriertruhen und 3 Kühler) mit Technikversehen, die den Stromverbrauch sowie die Temperatur überwachen. Dafür wurden vom Technikanbieter alle nötigen Geräte zur Verfügung gestellt. Diese wurden anschließend an den Kühlungen angebracht und der Vorgang für den Technikpartner dokumentiert.

Schritt für Schritt zur Installation

Für jedes Kühlgerätwurden folgende Schritte durchgeführt:

1. Fotodokumentation und Benennung der Truhe

Zu Beginn wurde jede der 15 Kühltruhen fotografisch dokumentiert und eindeutig benannt. Dies sollte sicherstellen, dass alle Geräte eindeutig identifiziert und später einem QR-Code zugeteilt werden können.

Codierter Zwischenstecker | Bild ©EMD Service
Codierter Zwischenstecker | Quelle: ©EMD Service

2. Ein codierter Zwischenstecker

Ein zusätzlicher Stecker, der mit einer eindeutigen Steckernummer versehen ist, wurde zwischen den originalen Steckern der Kühltruhen und der Steckdose platziert. Dieser Schritt ermöglichte die separate Messung des Stromverbrauchs jeder Truhe.

Temperaturmessgerät mit QR-Code | Bild ©EMD Service
Temperaturmessgerät mit QR-Code | Quelle: ©EMD Service

3. Temperaturmessgerät mit QR-Code

Ein Temperaturmessgerät, das mit einem QR-Code ausgestattet war, wurde im Inneren jeder Kühltruhe angebracht. Dieses Gerät erfasst kontinuierlich die Temperatur in der Truhe und überträgt die Daten an das Energiedatenmanagement-System. Hierbei erfolgt eine fortwährende Datenspeicherung in der Cloud, sodass Werte auf die Sekunde genau zurückverfolgt werden können.

4. Aufkleber mit QR-Code

Ein Aufkleber mit einem QR-Code wurde auf jeder Truhe angebracht, die somit unverwechselbar wird. Dieser Code wird mit dem Stecker und dem Temperaturmessgerät verknüpft, so dass diese Kombination eine logische Einheit ergibt.

Ist die Dokumentation und Installation abgeschlossen, können die Technikpartner von EMD Service genau zuordnen, welche Temperatur und welcher Stromverbrauch zu welcher Truhe gehört. Bei der Anbringung ist es dabei besonders wichtig darauf zu achten, dass der Temperaturmesser nicht zu hoch in der Kühlung platziert wird, da sonst falsch positive Temperaturwerte auf Grund von Beleuchtungseinrichtungen und Abtaufunktionen angezeigt werden.

Mit dem Abschluss der Installation hat Tains – mein asiamarkt innerhalb eines Tages nun die Möglichkeit der zentralen Steuerung und Überwachung jeder einzelnen Kühlungsanlage. Die Daten werden vom Technikpartner ausgewertet und dem Händler über ein Dashboard anhand verschiedener Diagrammansichten zur Verfügung gestellt. Die Verbrauchsinformationen sorgen für einen Überblick und ein besseres Verständnis für den Energieverbrauch an den Standorten. Das System prüft ständig, ob sich alle Stecker „melden“ und sammelt Daten von den Geräten vor Ort (fortlaufendes Monitoring). So ist beispielsweise auch schnell erkennbar, wo und unter welchen Bedingungen der Energieverbrauch unverhältnismäßig ist.

Beispiel Dashboard | Quelle: ©EMD Service

Beispiel Dashboard | Quelle: ©EMD Service

Folgende Vorteile ergeben sich mit der Implementierung eines Energiemanagementsystems im LEH:

  1. Ein fester Verantwortlicher für Temperaturgrenzwerte:
    Ein Mitarbeiter kann sicherstellen, dass die Temperaturgrenzwerte in allen Filialen eingehalten werden.

  2. Automatische Temperaturberichte:
    Die Temperaturberichte werden automatisch erstellt und sind äußerst zuverlässig. Dies erleichtert die Selbstüberwachung erheblich und erspart das tägliche Abstellen eines zusätzlichen Mitarbeiters (ca. 15 Minuten pro Tag) zur Überprüfung aller Geräte. Das bedeutet nicht nur eine Zeiteinsparung von 80 Stunden pro Jahr, sondern erleichtert auch die Nachweispflicht zur Einhaltung der Kühlkette.

  3. Schnelles Handeln bei Abweichungen:
    Bei Abweichungen in der Temperatur oder den Betriebsmustern kann sofort gehandelt werden, um mögliche Schäden an Lebensmitteln zu verhindern. Meist lässt sich anhand der abgelesenen Kühlwerte bereits ableiten, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. So muss nicht in jedem Fall ein Techniker benachrichtigt werden. Oft reicht beispielsweise auch die Reinigung der Lüftungen. Damit wird der Einsatz von teuren Servicetechnikern verringert.

  4. Benchmarking für Leistungsvergleiche:
    Vergleiche der Leistung identischer Gerätschaften werden ermöglicht, was zu einer verbesserten Effizienz führen kann. Nicht alle Geräte arbeiten im Leistungsoptimum, verschiedene Parameter wie Standort, Nutzungsgrad etc. beeinflussen die Effizienz.

  5. Automatische Fehlerberichte:
    Es erfolgt eine automatische Benachrichtigung aus dem Überwachungs-Dashboard, wenn plötzliche Probleme auftreten oder eine Wartung erforderlich ist, wie zum Beispiel die notwendige Reinigung des Kondensators. Eine unbemerkte Unterbrechung der Kühlkette mit entsprechend hohen Abschriften ist somit ausgeschlossen.

  6. Meldung bei fehlerhafter Sensorpositionierung:
    Ein Fehlerbericht wird generiert, wenn Sensoren falsch positioniert werden, um sicherzustellen, dass die Daten zuverlässig sind.

  7. Meldung bei abnormalen Türöffnungszeiten:
    Abnormale Türöffnungszeiten für Tiefkühl- und Kühlräume werden erfasst und gemeldet, um Sicherheitsrisiken zu minimieren.

  8. Serviceberichterstellung:
    Die einfache Erstellung eines Serviceberichts dokumentiert aktuelle Probleme und dient als zusätzliches Dokument für Versicherungs- oder Garantieansprüche.

  9. Online-Zugriff auf Echtzeitdaten:
    Alle Daten sind online verfügbar und immer aktuell, was die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit erhöht.

  10. Vermeidung von Lebensmittelverschwendung:
    Durch die zentrale Überwachung und Steuerung der Temperatur in den Kühlungen können Situationen vermieden werden, in denen Lebensmittel aufgrund von Kühl- und Gefrierfehlern entsorgt werden müssen. Dies trägt nicht nur zur Kostenreduzierung bei, sondern auch zur Nachhaltigkeit und zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.

  11. Verbessertes Image und Kostenersparnisse:
    Die zentrale Überwachung und automatische Temperaturaufzeichnung führen zu einem automatischen Temperaturbericht für die Selbstkontrolle. Dies ermöglicht es, negative Bewertungen, Bußgelder und schlechte Publicity zu vermeiden. Zudem verlängert die ordnungsgemäße Funktion der Kühl- und Gefriergeräte deren Lebensdauer erheblich und reduziert die Häufigkeit von Fehlfunktionen während ihrer gesamten Betriebsdauer.

Gemeinsam mit dem Team von Tains – mein-asiamarkt konnten wir die ersten Schritte hin zu einem voll ausgestatteten Energiemanagementsystem gehen. Für die Zukunft ist geplant, die Verbundgeräte im Keller, die Gesamttemperatur im Ladengeschäft, diverse Lichtanlagen und weitere Energiequellen vernetzt werden.

In Zusammenarbeit mit der Klimaschutzoffensive des Handels (HDE) wurde außerdem festgestellt, dass neben der Strom- und Temperaturmessung noch viele weitere Schritte unternommen werden können, um Energie zu sparen. So stehen einige der Kühlgeräte beispielsweise zu dicht beieinander und sorgen dafür, dass die Lüftungen mehr Wärme generiert als notwendig wäre, um die Truhe abzukühlen. Auch das Abdecken offener Truhen bei Nacht kann bereits bis zu 20% der Energiekosten einsparen. Viele weitere hilfreiche Tipps können im Leitfaden der Klimaschutzoffensive zu Kühlmöbeln nachgelesen werden.

Ausblick

In den nächsten 24 Monaten werden die Verbrauchswerte pro Kühleinheit miteinander verglichen, um mögliche Ersparnisquellen zu identifizieren. Zudem soll testweise ein energieeffizienteres Gerät zugefügt werden, dessen Verbrauchsdaten eine Hochrechnung für eine Return-on-Invest Betrachtung zur Investitionssteuerung ermöglichen.

Fazit

Ein effizientes Energiemanagementsystem bietet eine Vielzahl von Vorteilen für Händler:innen. Die wichtigste Erkenntnis ist der Gewinn an Transparenz, um die passenden Maßnahmen ableiten zu können.

Die genaue Zuordnung von Temperatur und Stromverbrauch zu den einzelnen Kühleinheiten sowie die zentrale Steuerung und Überwachung tragen nicht nur zur Kosteneinsparung bei, sondern auch zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und zur Verbesserung des Images. Das Praxisbeispiel zeigt, wie eine intelligente Techniklösung dazu beitragen kann, mit kleinen Änderungen Ressourcen zu schonen und die Effizienz zu steigern.
Die Investition in die verbaute Technik rentiert sich durch die beschriebenen Vorteile in weniger als einem Jahr.

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Digitalisierungsprojekt: Energiemanagement bei Tains – mein-asiamarkt

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Unternehmen: Tains – mein-asiamarkt in Düsseldorf

Filialen: 5

Branche:
Lebensmittelhandel

Einblicke in das Projekt

Energieeffizienz im Einzelhandel: Einblick in unser Händlerprojekt mit Tains – mein-asiamarkt in Düsseldorf.