RFID-Roboter im Strauss-Workwearstore

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Engelbert Strauss, Anbieter von Berufsbekleidung, Arbeitsschutzprodukten und Sicherheitsschuhen, optimiert die Warenverfügbarkeit in einer den Filialen mit RFID-Technologie. Ein mobiler Roboter übernimmt die Bestandskontrolle auf der Fläche und ermöglicht den tagesgenauen Abgleich von Soll- und Istwerten.

Das familiengeführte Unternehmen mit rund 1.700 Mitarbeitenden betreibt neben dem Onlinehandel als dominierendem Absatzkanal vier stationäre Filialen in Deutschland, eine davon am Stammsitz in Biebergemünd bei Frankfurt. In den Workwearstores kaufen vor allem Betriebe aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungen ein, aber auch Privatkund: innen, die sich dort mit Arbeitskleidung und Zubehör ausstatten. Der Warennachschub und die Prozesse in den Filialen, wie beispielsweise die Bestandsführung, waren bis vor einigen Monaten noch stark manuell geprägt.

Mit Funketiketten fing es an

Jedes Produkt wurde in den Stores in die Hand genommen, einzeln eingescannt und weiter auf den Weg gebracht. Durch die Integration der auf Funktechnologie basierenden RFID-Technologie konnte der zeitliche Aufwand für die Bestandsführung minimiert sowie die Prozessqualität und die Warenverfügbarkeit vor Ort optimiert werden. Gestartet wurde das RFID-Projekt bereits 2019 mit der Warenauszeichnung durch Funketiketten bei den Logistikpartnern von Engelbert Strauss. Da jeder einzelne Artikel eine individuelle Nummer erhält, kann er über die komplette Supply Chain nachverfolgt werden – seit der RFID-Integration in das Kassensystem neuerdings bis zum Checkout in den Filialen.

Ein RFID-Tunnel in der Warenausgangskontrolle des Logistikdienstleisters checkt die Sollbestände in den Behältern. Im Fall von Abweichungen wird der Container ausgeschleust. Erst nach Korrektur und hundertprozentiger Übereinstimmung zwischen Soll- und Istbestand geht der Behälter in den Versand an die Filiale. Dort angekommen, erfolgen Vereinnahmung und Abgleich auf Einzelartikelebene, ebenfalls RFID-gestützt.

Mobile Roboter zur Bestandserfassung

Der Roboter „Tory“ des Anbieters Metralabs kommt bei Engelbert Strauss in der technischen Standardkonfiguration für die RFID-Erfassung zum Einsatz. Zusätzlich ist er mit einem 360-Grad-Kameramodul für die digitale Darstellung des Stores ausgestattet. Ein Dashboard liefert dem Anwender Informationen u. a. über die Anzahl der getaggten Artikel, eine Karte der gesamten Verkaufsfläche und Fahrwege des Roboters. Bis Ende 2023 werden 150 „Tory“-Roboter auf Retail-Flächen in der D-A-CH-Region unterwegs sein, gibt Metralabs Geschäftsführer Dr. Andreas Bley als Zielmarke vor. Zu den Anwendern zählen u. a. Adler Modemärkte und Decathlon. Außer im Retail wird der Roboter zum Beispiel in Bibliotheken zur Bestandserfassung von Büchern eingesetzt.

Datenaufnahme und Abgleich

Der Roboter „Tory“ von Metralabs kommt bei Engelbert Strauss in der technischen Standardkonfiguration zum Einsatz | Foto: Decathlon Deutschland
Der Roboter „Tory“ von Metralabs kommt bei Engelbert Strauss in der technischen Standardkonfiguration zum Einsatz | Foto: Decathlon Deutschland

Seine Hauptaufgabe ist der Abgleich der von ihm erfassten Bestandsdaten mit dem Istbestand der Filiale, welcher im Inhouse-System von Strauss hinterlegt ist. Die durch den Roboter erfassten Informationen werden zunächst an die Firma Syspro übermittelt, dem IT-Partner des Unternehmens für die RFID-Systemintegration. Dort werden sie durch weitere Informationen ergänzt und an Strauss zurückgeleitet. Der Händler verarbeitet diese Daten in einem eigenen Businesstool. Mögliche Abweichungen von Sollbeständen werden dokumentiert und erforderliche Aktionen angestoßen, wie z. B. eine erneute Kontrollzählung mit RFID-Handscannern. Obwohl die Filiale die Technologie noch nicht lange einsetzt, fällt das erste Fazit positiv aus.

Neben einer höheren Bestandsgenauigkeit und daraus resultierend einer Steigerung der Artikelverfügbarkeit im Store erkennt der Workwear- Anbieter deutliche Zeitvorteile als Folge der Prozessoptimierung. Ein weiterer Pluspunkt: Da die Sicherungsfunktion in jedem RFID-Tag bereits vorhanden ist, entstehen für die Warensicherung keine zusätzlichen Kosten. Zwecks verbesserter Diebstahlprävention werden Artikel zusätzlich mit weiteren RFID-Tags versehen, diese sind für die Kundschaft nicht direkt sichtbar und werden an unterschiedlichen Positionen der Produkte angebracht.

Gesetzeskonforme RFID-Inventuren

Michelle Trageser, Solution Architekt Retail bei Engelbert Strauss, beantwortet Fragen zum Einsatz des RFID-Roboters und zu künftigen Anwendungsoptionen.

Was sind die wesentlichen Vorteile beim Einsatz des Roboters?
Neben der höheren Bestandsgenauigkeit stellen wir eine deutliche Zeitersparnis bei den Inventuren fest. Mit Unterstützung des Roboters kann eine Inventur, die über Nacht schon automatisiert läuft, am folgenden Morgen von zwei bis drei Personen in ca. zwei Stunden abgeschlossen werden.

Genügt der RFID-Roboter den gesetzlichen Erfordernissen einer Jahresinventur?
Die von uns erarbeitete Lösung kann sowohl als stichtagsbezogene Hauptjahresinventur als auch zur permanenten Inventur eingesetzt werden und entspricht allen gesetzlichen Anforderungen.

Sehen Sie weitere Anwendungsfelder außer der Bestandserfassung?
Perspektivisch soll der Roboter auch zur Warenvereinnahmung in der Filiale eingesetzt werden sowie Bildmaterial liefern als Basis für die Instore-Navigation und zur Erstellung eines tagesaktuellen virtuellen Stores.

Der Beitrag wurde von Winfried Lambertz verfasst.
Mit freundlicher Genehmigung von stores+shops