Vom Lager bis ins Regal: Automatisierung als Effizienztreiber im Einzelhandel
Christian EdererGeschätzte Lesedauer: 3 MinutenAngesichts steigender Betriebskosten, Personalmangel und wachsender Kundenerwartungen steht der Einzelhandel vor der Herausforderung, Prozesse effizienter und gleichzeitig kundenorientierter zu gestalten. Automatisierungslösungen bieten konkrete Ansätze – von autonomen Robotern in Lager und Logistik bis zu digitalen Preisschildern (Electronic Shelf Labels, kurz ESL) im Verkaufsraum, insbesondere im Großhandel. Wie Händler:innen diese Technologien konkret einsetzen können und welche Vorteile sich daraus ergeben, erklärt Christian Ederer in unserem Gastbeitrag.
Automatisierungslösungen: Vielfalt mit Potenzial
Laut einer Studie des EHI Retail Institute setzen rund 74 % der Handelsunternehmen bereits auf automatisierte Prozesse – etwa in der Lagerlogistik, Preisgestaltung oder Filialsteuerung. Technologien kommen bei Warenversorgung, Bestandsüberwachung oder Etikettierung zum Einsatz. Sie helfen, Prozesse zu standardisieren, Fehler zu reduzieren und Mitarbeitende von Routinetätigkeiten zu entlasten. So bleibt mehr Zeit für persönliche Beratung – eine Stärke des stationären Handels, die maßgeblich zur Kundenbindung beiträgt.
Ein Beispiel für effiziente Automatisierungslösungen sind digitale Preisschilder. Sie ermöglichen eine zentrale Steuerung von Preisänderungen in Echtzeit, sparen Arbeitszeit und minimieren Auszeichnungsfehler. Moderne ESL-Systeme bieten sowohl Kund:innen als auch Mitarbeitenden relevante Informationen – etwa Lagerbestände, Sonderaktionen oder QR-Codes zur Online-Produktinfo. Die britische Elektronikkette Currys setzt solche Systeme gezielt ein, um auf Marktschwankungen zu reagieren und manuelle Aufwände zu reduzieren. Das Resultat: eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit bei gleichzeitiger Entlastung der Filialteams. Auch Walmart plant bis 2026 digitale Preisschilder in 2.300 Filialen einzuführen, um Preisänderungen schneller umzusetzen und die Effizienz in der Warenlogistik und der Regalpflege zu verbessern.
Autonome Roboter: Entlastung hinter den Kulissen
Während digitale Preisschilder (ESL) den Verkaufsraum optimieren, übernehmen autonome Systeme im Hintergrund Aufgaben, wie den innerbetrieblichen Transport oder das automatische Scannen von Regalen. Diese Technologien verbessern die Lagerführung und verkürzen Reaktionszeiten bei Engpässen oder Nachbestellungen. Große Unternehmen wie Amazon setzen bereits über 750.000 Roboter in Logistikzentren ein, darunter KI-gestützte Modelle wie „Proteus“, die sicher mit Menschen zusammenarbeiten. Doch auch für kleinere Handelsbetriebe sind inzwischen skalierbare Lösungen verfügbar – etwa in Form kompakter Transportroboter oder smarter Regalscanner. Sie steigern Produktivität und Arbeitssicherheit und schaffen Freiräume für beratungsintensive Aufgaben. So können neben großen Unternehmen, auch mittelständische Betriebe vom Zusammenspiel aus Automatisierung und persönlicher Beratung profitieren – indem sie ihre Servicequalität steigern und ein modernes Einkaufserlebnis bieten.
Integration ist entscheidend
Ob Preisschilder oder Roboter – ihr volles Potenzial entfalten Automatisierungslösungen erst durch smarte Vernetzung. Wenn etwa Preissteuerung, Lagerlogistik und insbesondere die Teamkommunikation über eingebundene Plattformen oder moderne Headsets miteinander verknüpft sind, entstehen nahtlose Abläufe. Gerade Kommunikationslösungen spielen dabei eine Schlüsselrolle: Sie sorgen dafür, dass Informationen in Echtzeit bei den richtigen Personen ankommen. Filialteams können so schneller, gezielter und standortunabhängig reagieren – ein klarer Effizienzgewinn, besonders im Tagesgeschäft. Durch gut integrierte Kommunikation wird Digitalisierung nicht nur technischer Fortschritt, sondern ein echter Hebel für bessere Zusammenarbeit und Kundennähe.
Erfolgsfaktoren: Technik trifft Kultur
Technologie ist nur so wirksam, wie die Menschen, die mit ihr arbeiten. Für nachhaltigen Erfolg braucht es mehr als technische Lösungen – nämlich Akzeptanz, Beteiligung und Kommunikation im Team. Fehlen Schulung, klare Ziele oder ein offener Austausch, bleibt das Potenzial digitaler Systeme ungenutzt. Unternehmen sollten daher früh alle Beteiligten einbinden, realistische Erwartungen formulieren und den Wandel aktiv begleiten. Ebenso wichtig sind Datenschutz und IT-Sicherheit – besonders bei cloudbasierten Systemen.
Fazit
Für kleine Unternehmen, die in einem komplexen, datengesteuerten Umfeld wachsen möchten, ist die Investition in ein intelligenteres Produktdatenmanagement ein praktischer Schritt. Zentralisierte, KI-gestützte Systeme bieten einen Weg zu höherer betrieblicher Effizienz, besserer Datenqualität und einem personalisierten Kundenerlebnis. Durch den Einsatz dieser Tools können kleine Unternehmen Ressourcen freisetzen, Risiken minimieren und schneller auf Marktanforderungen reagieren.
Über den Autor:
Christian Ederer ist Senior Business Development Manager bei VoCoVo. In seiner Rolle verantwortet Christian die Koordination funktionsübergreifender Teams, um so reibungslose Kundenerlebnisse zu ermöglichen und damit führende europäische Einzelhändler:innen bei der erfolgreichen Implementierung der VoCoVo-Lösungen zu unterstützen.