Best Practice: Mitarbeitersuche per App

Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel begleitet Händler:innen bei der Digitalisierung. Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie die digitale Transformation im Einzelhandel aussehen kann.

Die Herausforderung

Im Zentrum des Vorhabens steht, Bewerber:innen für das eigene Unternehmen zu finden und auf sich aufmerksam zu machen. Dabei reichen herkömmliche Rekrutierungsmethoden oftmals nicht mehr aus, sondern es müssen neue Wege gegangen werden, die den veränderten Erwartungen und Bedürfnissen der Arbeitskräfte von heute gerecht werden.

Die Grundlage

Eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen auf digitalem Wege gerecht zu werden, haben die „Schwesterherzen“ Sonja Kaiser, Gaby Flatinger und Linda Güntner der gleichnamigen Modefilialen mit ihrer „Schwesterherzen-App“ gezeigt. Diese App wird auf den gängigen Plattformen iOS und Android angeboten und informiert auf der einen Seite rund um das Thema Mode, auf der anderen Seite werden Einblicke in alles geboten, was die Schwesterherzen ausmacht: Einblicke hinter die Kulissen, das Team, Werte und mehr. Zusätzlich bietet die App die Möglichkeit, einen Bewerbungsprozess anzustoßen und so in direkten Kontakt mit dem Team und möglichen Jobaussichten zu gelangen. Die App basiert dabei auf der sog. JOLA-App, welche ebenfalls von den „Schwesterherzen“ vertrieben wird. Die JOLA-App kann an interessierte Unternehmen angepasst werden und ermöglicht es den Unternehmen, allgemeine Informationen für Interessenten auszuspielen, die interne Kommunikation zu optimieren, Onboarding-Prozesse zu automatisieren und Schulungsinhalte effizient an Mitarbeitende zu vermitteln.

Das Unternehmen

Gemeinsam mit dem Unternehmen euronicsXXL Johann+Wittmer wurde die Umsetzung einer solchen App angestoßen. Es handelt sich hierbei um ein Elektrofachgeschäft in Ratingen. Kund:innen haben die Möglichkeit, eine Vielzahl an Produkten, von Elektro- und Haushaltsgeräten über Alltagsbegleiter wie Smartphones bis hin zu Elektrokleinteilen zu kaufen. Begleitet wird das Tagesgeschäft von einem Team aus Fachexpert:innen, welche sich im Alltag nicht nur um die Warenbeschaffung und -bestückung vor Ort, sondern auch um Beratung der Kund:innen kümmern.

Die JOLA-App

JOLA unterstützt unter anderem Branchen wie den Einzelhandel, die Produktion, Coaching und das Handwerk. Die JOLA-App bietet Funktionen wie den Versand von Videos, Dokumenten und Nachrichten direkt an die mobilen Geräte von Endnutzer:innen und ist individuell auf die Bedürfnisse einzelner Unternehmen anpassbar. Die JOLA-App stellt daher das Grundgerüst für jeden Interessenten dar (Abbildung 1, links). Unternehmer:innen können eine eigene Version dieser App für ihr Unternehmen entwickeln lassen und somit eigenständig Inhalte nach außen spielen und mit potenziellen Interessent:innen in Kontakt treten. Abbildung 1 zeigt auf dem mittleren und rechten Screenshot wie dies beispielhaft bei der Schwesterherzen-Version der JOLA-App aussehen kann.

Abbildung 1: Links: JOLA-APP, mitte und rechts: Schwesterherzenableger (https://apps.apple.com/)

Das Gedanke der App ist denkbar einfach: Potentielle Interessent:innen erhalten niederschwellig bereits erste Informationen über das Unternehmen und dessen Kultur und können bei Interesse direkt aus der App auf das Bewerbungsformular des Unternehmens zugreifen. Das Unternehmen hingegen kann die App aktiv in den Bewerbungsprozess einbinden und beispielsweise bei Bewerbenden auf die App hinweisen, damit erste Fragen bereits vorab auf einfache und schnelle Weise geklärt werden können. Es handelt sich quasi um eine „Bewerbung beim Bewerbenden“. So können die Bewerbenden vorab für sich herausfinden, ob das Unternehmen zu ihnen passt, bevor der eigentliche Bewerbungsprozess startet.

Neben der App gibt es zusätzlich ein Verwaltungssystem, das über den Browser aufgerufen werden kann. Hier haben Firmen wie euronicsXXL Johann+Wittmer die Möglichkeit, die App und ihre Nutzenden im Hintergrund zu verwalten. In der Verwaltungsoberfläche kann ebenfalls festgelegt werden, wer Inhalte anlegen kann. So können beispielsweise mehrere Mitarbeitende in die Verwaltung der App einbezogen werden, um Inhalte auszuspielen, Nachrichten zu versenden oder auf Anfragen zu reagieren. Auch über den Bewerbungsprozess hinaus kann die App für die unternehmensinterne Kommunikation oder Schulungen genutzt werden. Dies bietet sich vor allem auch dann an, wenn die Mitarbeitenden über keinen dauerhaften PC-Arbeitsplatz verfügen.

Einen möglichen Aufbau der App mit zugehörigen Inhalten zeigt auch die entwickelte Johann+Wittmer Team-App (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2:  Die Umsetzung der Johann+Wittmer Team App basierend auf der JOLA-App.

Nächste Schritte

Nachdem die JOLA-App eingerichtet wurde, geht es in die nächste Phase: Der Füllung mit Inhalten sowie die Bewerbung der App. Die Inhalte können dabei vielfältig gestaltet werden und einer Art anonymem Betriebsrundgang gleichen: Von der Philosophie des Unternehmens, der Vorstellung des Teams, diversen Aufgabenfeldern oder Benefits für Mitarbeitende kann das Unternehmen hier frei Informationen zur Verfügung stellen. Damit potenzielle Interessenten auf die App aufmerksam werden, bietet es sich nun zum Beispiel an, Anzeigen zu schalten. Dies kann entweder klassisch per Print oder im Web sowie auf Social Media-Plattformen durchgeführt werden, um entsprechende Zielgruppen zu erreichen. Wichtig ist hierbei, dass immer ein niederschwelliger Zugang zur App, beispielsweise in Form eines QR-Codes, geboten wird.

Erfolgsstories

Die Möglichkeiten und das Potential des Systems zeigen bereits die Umsetzung der Schwesterherzen selbst: In einem Zeitraum von sechs Wochen und mit einem Budget von 450 € für Werbeanzeigen konnten bereits 27 Bewerbungen verzeichnet werden. Sieben Personen erhielten anschließend eine Anstellung – heruntergebrochen also eine Investition von 17 € pro eingegangener Bewerbung bei einer Einstellungsquote von knapp 26 Prozent.

Exemplarisch zeigen wir an dieser Stelle eine Rückmeldung einer Bewerberin, die nochmals verdeutlicht, wo die Stärken des Ansatzes liegen:

„Schon das Bewerbungsformular hat mir gezeigt, dass bei den Schwesterherzen anders mit Mitarbeitern umgegangen wird, als ich es gewohnt war, ich konnte sogar ein Bild mit meinem Hund hochladen. Vor meinem Schnuppertag habe ich mir die Videos im Anonymen Login-Bereich angeschaut und gemerkt, dass ich mich hier sehr wohl fühlen könnte.

Die Informationen haben mir schon viele Fragen beantwortet und ich bin mit einem sehr guten Gefühl zum Schnuppertag gegangen. Das positive Gefühl, das ich hatte, hat sich dann in der Filiale direkt bestätigt. Als Gaby mich dann gefragt hat, ob ich ein Schwesterherz werden möchte, war für mich alles klar.

Über meinen persönlichen App-Zugang habe ich dann direkt das On-Boarding und die Verkaufsschulung bekommen. Die digitale Unterstützung in Kombination mit der persönlichen Einarbeitung in der Filiale passen super zusammen.“

Die Einführung der JOLA-App als Bewerbungs- und Kommunikationstool bietet Unternehmen im Einzelhandel sowie weiteren Branchen eine effektive Möglichkeit, die digitale Transformation im Personalmanagement zu unterstützen. Das Beispiel zeigt, dass der Einsatz einer solchen App nicht nur das Interesse potenzieller Bewerber:innen weckt, sondern auch den gesamten Bewerbungsprozess vereinfacht und effizienter gestaltet. Neben der verstärkten Digitalisierung des Bewerbungsprozesses ergeben sich so auch weitere Vorteile, wie die „Bewerbung beim Bewerbenden“ durch die diese sich bereits ein umfassendes Bild vom potentiellen Arbeitgebenden und dem Team machen können. Unternehmen wie euronicsXXL Johann+Wittmer profitieren hier von einer personalisierten Lösung, die gleichzeitig interne Prozesse wie Onboarding und Kommunikation optimiert.

Logo euronicsXXL Johann + Wittmer | Händlerprojekt | Mittelstand-Digital Zentrum Handel

Unternehmen: euronicsXXL Johann + Wittmer

Filialen: 1

Mitarbeitende: 32

Branche: Consumer Electronics