Analyse des Ladengeschäfts: Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen

Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel begleitet Händler:innen bei der Digitalisierung. Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie die digitale Transformation im Einzelhandel aussehen kann.

In der heutigen Zeit sind eine stetige Anpassung und Weiterentwicklung von Ladengeschäften unerlässlich, um sich den veränderten Bedürfnissen der Kund:innen anzupassen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Analyse eines Ladengeschäfts kann hierbei wertvolle Einblicke liefern, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.

2. Analyse des Ladengeschäfts

Frequenzanalyse: Sichtbarkeit und Werbepotenzial

Außenansicht des Lebensmittelgeschäfts „Lindner Bäck - Dor Dorfloden“ in Zwönitz, Sachsen: Die Analyse zeigt eine geringe Sichtbarkeit für die Laufkundschaft und Autofahrende.
Außenansicht des Lebensmittelgeschäfts „Lindner Bäck - Dor Dorfloden“ in Zwönitz, Sachsen: Die Analyse zeigt eine geringe Sichtbarkeit für die Laufkundschaft und Autofahrende.

Eine der ersten Erkenntnisse aus der Analyse des Ladengeschäfts ist die geringe Sichtbarkeit für die sogenannte Laufkundschaft, die das Geschäft in diesem Fall auch mit dem Auto passiert. Hier weisen alle vorhandenen Schilder bisher lediglich darauf hin, dass es sich um einen Paketshop handelt, nicht aber um ein Lebensmittelgeschäft. Zudem blieben Tür- und Fensterflächen für Werbeaussagen bislang ungenutzt, was als verpasste Gelegenheit betrachtet werden kann.

Shopper Journey-Analyse: Blickführung und Aufmerksamkeitslenkung

Die Shopper Journey-Analyse zeigt, dass das rechte Regal im Eingangsbereich praktisch „unsichtbar“ ist. Die auffällige Beleuchtung der Bäckereitheke zog die Aufmerksamkeit der Kundschaft auf sich, während der hinterste Bereich des Ladengeschäfts kaum besucht wurde. Dies weist auf eine unzureichende Gestaltung der Shopper Journey hin, die potenzielle Umsatzchancen ungenutzt lässt. Eine neue Wegeführung innerhalb des Ladens muss daher entwickelt werden.

Eingangsbereich: die Bäckereitheke auf der linken Seite zieht die Aufmerksamkeit auf sich, während der rechte und hintere Bereich des Ladens vernachlässigt wird.
Eingangsbereich: die Bäckereitheke auf der linken Seite zieht die Aufmerksamkeit auf sich, während der rechte und hintere Bereich des Ladens vernachlässigt wird.

Sortimentsanalyse: Unstrukturiert und wenig sichtbar

Regal im hinteren Ladenbereich mit begrenzter Produktvielfalt.
Regal im hinteren Ladenbereich mit begrenzter Produktvielfalt.

Die Sortimentsanalyse zeigte, dass es in der Vergangenheit zwar verschiedene Produkte gab, sie jedoch keinen nachhaltigen Erfolg erzielten. Das Sortiment wirkte uneinheitlich und ließ keine klare Linie erkennen. Zudem ist teilweise nur ein Exemplar pro Artikel vorhanden. Der Ladenaufbau selbst macht viele Produkte unsichtbar, und das Präsentations-Potenzial der Bäckereitheke wird nicht .

Fazit der Analyse

Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichten die Notwendigkeit einer umfassenden Gesamtstrategie. Diese Strategie sollte ein klares Zielbild enthalten, das den persönlichen Zielen der Inhaberin entspricht. Um dieses Zielbild zu erreichen, ist eine klare Fokussierung erforderlich. Beim „Dorfloden“ liegt diese künftig auf Qualität, bewusstem Genuss, Spaß am Thema Selfcare, (Selbst-)Belohnung und der Freude an kleinen Besonderheiten.

Kurzfristige Ziele: Stabilisierung und Frequenzerhöhung

In der kurzfristigen Perspektive sollte das Hauptziel die Stabilisierung der aktuellen Erlössituation sein. Dies kann durch die Konzentration auf wenige Produkte mit hoher Drehzahl im Conveniencebereich erreicht werden. Die Wettbewerbsanalyse ergab, dass dieses Sortiment in einem großen Umkreis nicht angeboten wird. Die Erhöhung der Frequenz durch die Ansprache von Laufkundschaft und die Schaffung von Mehrwerten für neue Kundengruppen sind ebenfalls entscheidende Maßnahmen.      

Langfristige Ziele: Self-Care-Produkte über die Online-Präsenz

Für die langfristige Entwicklung des Geschäftsmodells wird empfohlen, hochwertige und margenstarke Produkte im Bereich Self-Care/ Self-Wellness anzubieten. Dies kann durch die Einbindung der vorhandenen Kompetenz im Bereich der Ernährungsberatung und den Hauptvertrieb über Onlineplattformen erreicht werden. Social Media sollte als Haupt-Marketingkanal genutzt werden, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen und das Ladengeschäft zu positionieren.

Insgesamt zeigt diese Analyse, dass gezielte strategische Ausrichtung und Anpassung der Geschäftspraktiken notwendig sind, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Mit klaren, kurz- und langfristigen Zielen kann das Ladengeschäft seine Wettbewerbsfähigkeit stärken und den sich wandelnden Anforderungen der Kund:innen gerecht werden.

Das Modell für Vorgehensweisen strukturiert Problemlösungen.
Das Modell für Vorgehensweisen strukturiert Problemlösungen.

3. Schlussfolgerungen und Maßnahmen: Auf dem Weg zum Erfolg

Die Analyse des „Dorflodens“ hat nicht nur wertvolle Einblicke verschafft, sondern auch klare Handlungsbedarfe aufgezeigt. Wie können diese Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um das Geschäft zukunftsfähig und erfolgreich zu gestalten?

Navi zur Optimierung von Online- und Offlinemaßnahmen

Kurzfristige Maßnahmen: Schnelle Verbesserungen

Die kurzfristigen Ziele sind darauf ausgerichtet, schnelle Verbesserungen zu erzielen und die bestehenden Probleme anzugehen:

Beseitigung von Bugs im Webauftritt

Alle technischen Fehler sollten auf der Webseite und im Onlineshop behoben werden, um rechtliche Abmahnungen zu vermeiden und das Vertrauen der Kundschaft zu stärken.

Verbesserte Sichtbarkeit

Die Bereiche an Türen und Fenstern im Ladengeschäft sollen durch Hinweis-Aufkleber und Rollos besser sichtbar gemacht werden, um auf Produkte und Angebote aufmerksam zu machen.

Entwicklung von Convenience-Angeboten

Virtuelles Produktregal DiMo

Es lohnt sich, Convenience- und to-go-Angebote, wie z.B. belegte Brötchen, Getränke, Süßigkeiten und Coffee2go einzuführen, um die Attraktivität zu steigern.
Optimierung der Produktsichtbarkeit

Produkte sollen im Geschäft konsequent so positioniert werden, dass sie leicht von Kund:innen gesehen und ausgewählt werden können.

Test von Komplementärprodukten

Komplementärprodukte, also Produkte, die sich ergänzen, können im Eingangsbereich und der Bäckereitheke getestet werden. Die Drehzahl der zu testenden Artikel sollte dabei dokumentiert werden.

Entwicklung von Präsentkörben

Ein spezielles Sortiment mit Themen- oder Regionalbezug von Präsentkörben wird entwickelt, um neue Kund:innen anzusprechen.

Zielgruppendefinition und Vermarktungskonzept

Eine klare Zielgruppendefinition muss entwickelt werden. Außerdem soll ein Vermarktungs- und Vertriebskonzept erstellt werden, um Produkte gezielt besser zu bewerben.

Vermeidung von Out-of-Shelf-Zuständen

Durch Inbetriebnahme eines vorhandenen Backofens kann fehlende Ware zukünftig bei Bedarf schnell nachproduziert werden.

Lieferantenmanagement

Eine enge Zusammenarbeit und möglicherweise die Suche nach alternativen Lieferanten sollen Teil der neuen Strategie werden.

Konzept für ungenutzte Bereiche

Entwicklung eines Konzepts, um den bisher ungenutzten Bereich des Ladens effektiv einzubeziehen, einschließlich der Überlegung, den Eingang auf der Seite zu öffnen.

Fördermittel identifizieren

Prüfung der Möglichkeit der Nutzung von Fördermitteln der BAFA zur Unterstützung der genannten Maßnahmen.

Langfristige Ziele: Ausbau des Geschäftsmodells

Die langfristigen Ziele sind darauf ausgerichtet, das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und nachhaltigen Erfolg zu erzielen:

Hochwertige, margenstarke Produkte

Einplanung von hochwertigen Produkten im Bereich Self-Care/ Self-Wellness, um neue Kund:innen mit geringerer Preissensibilität im Zielkaufbereich anzusprechen.

Ernährungsberatung

Vorhandenes Angebot um Ernährungsberatung erweitern, um Kundschaft einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten.

Online-Vertrieb

Der Hauptvertriebskanal wird für diese Produkte vorwiegend online sein, um die Reichweite zu erhöhen und Kund:innen auch außerhalb des Ladengeschäfts zu erreichen.

Social Media-Marketing

Social Media wird der Haupt-Marketingkanal sein, um gezielt auf Produkte und Angebote aufmerksam zu machen und eine breitere Zielgruppe zu erreichen. Dazu gehört auch, die Video- und Bildsprache weiter auszubauen (z.B. durch ein gezieltes Training) sowie die die täglichen Inhalte als auch die übergreifende Story zu stärken. Die Frequenz sollte bei 2 bis 3 Posts pro Woche liegen.

Insgesamt sind kurzfristige Maßnahmen und langfristige Ziele entscheidende Schritte auf dem Weg zu einem erfolgreicheren Geschäftsmodell. Mit den genannten Maßnahmen arbeitet der „Dorfloden“ daraufhin, sich stärker auf seinen neuen Fokus zu konzentrieren: den Kund:innen Qualität, besondere Genussmomente und Freude an kleinen Besonderheiten zu bieten. Michaela Steudel hat in ihrem „Dorfloden“ die wichtigsten Maßnahmen bereits umgesetzt und damit erste Verkaufserfolge erzielt.

Podcast

In unserer Podcastfolge „Digitalisierungsprojekt – On- und Offlinemaßnahmen bei Lindner Bäck – Dor Dorfloden“ geht es unter anderem um folgende Themen:

  • Vor welchen Problemen steht der Dorfladen von Michaela Steudel?
  • In welchen Bereichen wurden Maßnahmen zur Optimierung identifiziert?
  • Wie lassen sich online und offline miteinander verbinden?

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Unternehmen: Lindner Bäck – Dor Dorfloden

Filialen: 1

Mitarbeitende: 2

Branche: Lebensmittel- und Unverpacktladen

Einblicke in das Projekt

Onsite- und Ladenbau-Optimierungen im Lebensmittelhandel: Einblick in unser Händlerprojekt mit „Dor Dorfloden“ in Zwönitz.