Best Practice: Energiemanagement im Lebensmitteleinzelhandel bei Tains – mein-asiamarkt
Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel begleitet Händler:innen bei der Digitalisierung. Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie die digitale Transformation im Einzelhandel aussehen kann.
Das Unternehmen
Herr Tain eröffnete die erste Filiale seines Lebensmittelmarktes 2017 in Düsseldorf. Mit frischen Ideen und einem neuen Konzept für Asiamärkte besitzt er mittlerweile 5 Filialen in NRW, mit der neusten Eröffnung 2023 in Dortmund. Jede dieser Filialen besitzt eine große Anzahl an Gefrier- und Kühlschränken, um die Produkte frisch und gut gekühlt zu halten. Für die Instandhaltung und Kontrolle der Kühlgeräte gibt es einen Hauptansprechpartner unter den Mitarbeitenden: Roland Schmetz. Über die Woche hinweg erreichen ihn viele Meldungen aus unterschiedlichen Filialen, beispielsweise, dass die Temperaturanzeige nicht stimmt oder eventuell etwas mit dem Gerät kaputt sei: „Ich frage dann zwar nach, aber es ist meistens die Kühltruhe links, die graue, mit den Gyoza. Und dann kann ich nur hoffen, dass wir dieselbe Truhe meinen“, erklärt Schmetz das Problem. Mit der Einführung eines Energiemanagementsystems wäre er endlich in der Lage, jede Truhe zu jeder Tageszeit genau beobachten zu können, um schnelle Entscheidungen zu treffen.
Die Herausforderung
Das Energiemanagement im Einzelhandel stellt eine komplexe Herausforderung dar, da der Einzelhandelssektor ein bedeutender Energieverbraucher ist und gleichzeitig zunehmend unter Druck steht, Energiekosten zu senken und seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Eine Studie des HDE zum Thema „Energieverbrauch und CO2-Emissionen: Einzelhandel setzt auf Energiesparen und erneuerbare Energien“ hat ergeben, dass besonders der Food-Sektor den größten Verbrauch an kWh pro Quadratmeter Verkaufsfläche aufweist.
Ein effektives Energiemanagement im Einzelhandel erfordert die Identifizierung von Energieeffizienzpotenzialen, die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen und die Überwachung des Energieverbrauchs. Zusätzlich müssen Einzelhändler sicherstellen, dass sie ihre Energiebedürfnisse während des Betriebs erfüllen und dennoch nachhaltig handeln.
In diesem Kontext stehen Einzelhändler vor zahlreichen Herausforderungen, wie der Komplexität des Betriebs, der Vielzahl an Energieverbrauchern, der Notwendigkeit von Investitionen in die Technologie und der Notwendigkeit von geschultem Personal, um eine effektive Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen sicherzustellen. Insgesamt ist es für Einzelhändler von entscheidender Bedeutung, ein effektives Energiemanagement zu implementieren, um ihre Kosten zu senken und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
In Zusammenarbeit mit der gmvteam GmbH und in Beratung mit der Klimaschutzoffensive des Handels sollen die Energieeffizienzpotenziale bei dem Lebensmittelhändler Tains – mein-asiamarkt untersucht und in sinnvolle Sparmaßnahmen übersetzt werden.
Gemeinsam mit dem Lebensmittelhändler wurde das Ziel gesetzt, mithilfe von Transparenz über den monatlichen Gesamtverbrauch, Energiesparmaßnahmen abzuleiten, um zukünftige Investitionspotenziale zu identifizieren die auch langfristig mit dem Klimaschutz einhergehen.
Erste Schritte – Der IST-Zustand
Bevor man sich auf die Suche nach einer technischen Lösung macht, sollte zuerst die technische und bauliche Infrastruktur im Ladengeschäft ermittelt werden. Da es sich bei diesem Projekt um einen Lebensmittelhändler handelt, liegt der Fokus auf den Kühlgeräten im Ladengeschäft, da Kühlung und Beleuchtung bekanntlich die Hauptverbraucher in Lebensmittelmärkten sind.
Im Vergleich zum ersten Ladengeschäft in Düsseldorf wird der neue Store in Dortmund mit der neusten Technik ausgestattet sein. Was heute als state oft the art im Bereich der Kühlgeräte gilt, wäre 2017 in Düsseldorf nicht denkbar gewesen. Als kleines Start-up wurden damals mit wenig Budget Geräte aus allen Bereichen eingekauft, sodass nun neben normalen Steckergeräten (Steckdose) auch einige Split-Kühlungen im Verbund mit einem Generator in den Kellerräumen vorhanden sind. Durch die Vielfalt und das Alter der Geräte lässt sich daher nur schwer abschätzen, welche Kühlungen von dem monatlich 20.000 kw/h Verbrauch den meisten Strom verbrauchen.
Zur Ermittlung des IST-Zustandes muss also zuallererst geklärt werden, welche Kühlgeräte wie viel verbrauchen. Erst dann lassen sich Maßnahmen zum Energiesparen einleiten.
Messung des Energieverbrauchs
Um dies zu ermitteln, wurde mit einem externen Technikanbieter zusammengearbeitet. Das dänische Unternehmen EMD Service ist spezialisiert auf Messung und Auswertung von Energieverbräuchen. Durch die cloudbasierten Anwendung werden Messergebnisse auf einem Dashboard in Echtzeit übertragen. Monatlich Auswertungen und Energieprotokolle, als auch Fehleranalysen und sofortiger Kontakt zum Kunden im Falle eines solchen Fehlers gehören zum Serviceumfang des Unternehmens. Mithilfe von EDM Service kann über einfache Steckgeräte, die zwischen Stecker und Steckdose installiert werden, der Stromverbrauch und die Temperatur für jedes einzelne Kühlgerät mit Stecker gemessen und ausgewertet werden. Über ein Dashboard bekommt die Storeleitung dann zeitgenau die Verbrauchswerte und kann nach kurzer Zeit einsehen, wo und unter welchen Umständen der Energieverbrauch unverhältnismäßig ist. Für die Split-Kühlungen im Verbund gab es jedoch keine Möglichkeit der Messung. Dennoch können im Anschluss die Verbräuche der Steckgeräte dem Gesamtverbrauch gegenübergestellt werden und ein Indiz dafür sein, wo Energiesparmaßnahmen sinnvoll erscheinen.
Insgesamt wurden 15 Steckkühlgeräte (12 Gefriertruhen und 3 Kühler) identifiziert, mit Sensoren ausgestattet und über einen Zeitraum von 2 Monaten beobachtet.
Erfahren Sie im zweiten Teil des Projekts mehr zur Installation der notwendigen Technik und welche Handlungsmaßnahmen mit den ersten Ergebnissen abgeleitet wurden.
Podcast
Unsere Podcastfolge mit Roland Schmetz von Tains liefert einen allgemeinen Einblick in das Projekt.
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Einblicke in das Projekt
Energieeffizienz im Einzelhandel: Einblick in unser Händlerprojekt mit Tains – mein-asiamarkt in Düsseldorf.