Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten in vielfältiger Weise die Logistik der in Deutschland tätigen Handelsunternehmen beeinflusst. Die vom EHI ins Leben gerufene R4R(Robotics for Retail)-Iniative hat das EHI gebeten, dieses Thema im Rahmen einer Handelsumfrage zu untersuchen.
20 Unternehmen aus dem Raum D-A-CH nahmen an der Umfrage teil, davon 45 Prozent aus dem Lebensmittel-Sektor. Die Händler wurden zunächst gefragt, ob sie sich grundsätzlich vorstellen können, Automatisierung/ Robotik jeweils in den Bereichen innerbetriebliche Logistik, Warendistribution und Verkaufsstellen einzusetzen. Die Antworten ergaben eine abnehmende Tendenz entlang der Supply-Chain mit dem höchsten Zustimmungsgrad für die innerbetriebliche Logistik, wo 90 Prozent das bejahten, bis hin zur Einzelhandelsebene, wo dies nur noch für 25 Prozent galt.
Entsprechend fielen dann auch die Antworten bei der anschließenden Frage nach dem tatsächlichen, bestehenden Einsatz in den oben genannten Bereichen aus. Für die innerbetriebliche Logistik bejahten die Frage 40 Prozent der Teilnehmer, und weitere 25 Prozent bestätigen, dass sich entsprechende Projekte in der Planungs- bzw. Vorbereitungsphase befinden. Keiner der Befragungsteilnehmer setzt dagegen bisher auf der Verkaufsstellenebene Automatisierung/ Robotik ein.
Hoher Investitionsaufwand
Die Handelsunternehmen, die auch im Bereich der Logistik keine Automatisierung/Robotik einsetzen, wurden nach den Gründen dafür befragt. Mit deutlichem Abstand ragen unter den Argumenten der zu hohe Investitionsaufwand und der nicht zu erwartende ROI heraus, also wirtschaftliche Aspekte. Dass es im Unternehmen zu wenig Informationen über potenzielle Anbieter gäbe, wird von den meisten Teilnehmern verneint, und über die Hälfte der Teilnehmer gibt an, dass es auch keineswegs zu wenig schlüsselfertige Lösungen auf dem Markt gibt. Aber fast zwei Drittel der Befragten geht davon aus, dass die fachliche Kompetenz im eigenen Unternehmen für den Einsatz von Automatisierung/Robotik nicht ausreichend sei.
Der eigentliche Beweggrund, die Studie zu initiieren, entstand durch den Eindruck der Nicht-Handels-Mitglieder der R4R-Initiative, den sie in Gesprächen mit dem Handel gewonnen hatten: dass nämlich die Corona-Pandemie zu einer positiveren Einstellung des Handels in Richtung Umstieg auf Automatisierung/Robotik in der Logistik geführt hat. Danach wurden die Teilnehmer befragt. Die Antworten ergaben eine leichte Tendenz zur Bestätigung dieser Einschätzung: 55 Prozent der Teilnehmer stimmten dieser These eher bzw. voll und ganz zu, die andere Hälfte sah das eher nicht so.
Chancen und Grenzen
Befürworter der These argumentieren, dass durch den Einsatz von Automatisierung/Robotik beispielweise vor dem Hintergrund zunehmender Schwankungen im Bestellverhalten der Kunden ungleichmäßigerer Personalbedarf in der Logistik eher geglättet werden kann. Andere Befragte sehen aber auch Grenzen des Einsatzes von Automatisierung/Robotik in der Logistik, zum Beispiel wegen der hohen Variabilität der geführten Produkte, wodurch sich nicht alle Abläufe in der Logistik automatisieren lassen und weiterhin von Menschen übernommen werden müssen. Die Mehrheit der Studienteilnehmer sieht jedenfalls in einem „gesunden“ Mix aus automatisierten und weiterhin von Menschen durchgeführten Tätigkeiten die sinnvollste und für die Zukunft realistischste Verfahrensweise. Dabei wird der Unterstützung durch künstliche Intelligenz von 70 Prozent der an der Studie teilnehmenden Händlern eine wichtige Rolle beigemessen.
Autor: Thomas Kempcke/ kempcke@ehi.org
Mit freundlicher Genehmigung von stores+shops