Unternehmensnachfolge im Handel

Johann FaltermeierGeschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Unternehmensnachfolge betrifft jeden Händler – sei es im Rahmen einer geplanten Übergabe des eigenen Unternehmens, eines externen Unternehmens oder einer unerwarteten Nachfolge. Händlerinnen und Händler sollten sich frühzeitig mit den Herausforderungen und den Phasen einer Übergabe auseinandersetzen, um den eigenen Betrieb zukunftssicher aufzustellen. Auch für Gründungsinteressierte ist eine Unternehmensnachfolge interessant – die Aufbauarbeit wurde bereits geleistet und der Gründer kann sich bei einer Nachfolge schnell dem Wachstum und der Optimierung des Betriebs widmen.

Ein Unternehmen zu übergeben, bedarf einer guten Planung. Was macht mein Unternehmen für potentielle Nachfolgerinnen und Nachfolger interessant? Wie läuft die Übergabe genau ab? Welche Rolle habe ich als Inhaber oder Inhaberin nach der Übergabe? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, können verschiedene Phasenmodelle berücksichtigt werden, die den Ablauf einer Unternehmensnachfolge in Einzelschritten nachvollziehbar machen. Ein Modell für die Unternehmenspraxis hat die IHK München und Oberbayern entwickelt, die Händlerinnen und Händler eine Hilfestellung liefern kann. In der nachfolgenden Abbildung werden die relevanten fünf Phasen der Nachfolge chronologisch skizziert. Anschließend wird auf jede der einzelnen Phasen genauer eingegangen.

Quelle: https://www.ihk-muenchen.de/unternehmensnachfolge/prozess/
Quelle: https://www.ihk-muenchen.de/unternehmensnachfolge/prozess/

Phase 0: Notfallvorsorge

In 10 Prozent aller Fälle erfolgt die Unternehmensübergabe ad hoc und ungeplant aufgrund von Schicksalsschlägen. Als wichtigste Vorbereitung gilt hier die gründliche Dokumentation aller Prozesse und Abläufe im Betrieb. Hierzu zählen getroffene Vereinbarungen, Weisungen und hinterlegte Vollmachten sowie Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse. Ebenso wichtig sind Informationen zu Unterlagen und abgeschlossenen oder laufenden Verträgen. Des Weiteren sollte eine Übergabe von Zugangs- und Zutrittsregelungen etabliert sein, denn nur so können z.B. Schlüssel, Zugriffsdaten, Codes, Bank- und Finanzdaten sicher weitergegeben werden. Um die finanzielle Absicherung zu gewährleisten, wird die Festlegung einer privaten und betrieblichen Notfallvorsorge empfohlen.

Wie eine solche Vorsorge konkret gestaltet werden kann, hat die Handelskammer Hamburg in einem Notfallhandbuch zusammengefasst. Darin werden alle notwendigen Thematiken, von Weisungen über Vollmachten bis zu betrieblichen und privaten Checklisten erörtert.

Notfallhandbuch gibt es hier.

Phase 1: Vorbereitungen zur Übergabe

Damit ein Unternehmen an Attraktivität für eine Übergabe gewinnt, sollte es moderne und aktuelle Zukunftsvisionen haben. Auch sollten Investitionen nicht aus Angst vor späteren Verlusten im Verkaufspreis zurückgefahren werden. Bei der Übergabe sind dann zwei Parteien beteiligt, der Übergebende und der Nachfolger. Für einen reibungslosen Ablauf sollten beide entsprechende Vorbereitungen treffen.

Der Übergebende sollte bestenfalls eine SWOT-Analyse seines Unternehmens durchführen, sinnvolle Investitionen und Zukunftsprojekte darlegen, die Übergabeform festlegen –

familienintern oder -extern, Erbschaft/Schenkung, Verkauf oder Verpachtung – und den Zeithorizont sowie die Anforderungen an potentielle Begünstigte klären. Auch die Vorstellungen über die Fortführung des Betriebs und das eigene Privatleben, die eigene Alterssicherung und Lebensplanung sowie die Anforderungen an den Übernehmenden sollten klar formuliert und vorbereitet werden.

Im Gegensatz dazu muss der nachfolgeinteressierte Händler begründen, warum er für die Unternehmensnachfolge geeignet wäre, die Zielsetzungen zur Nachfolge definieren und ebenso eine SWOT-Analyse zur anvisierten Zukunft des Unternehmens durchführen.

Wie sich die optimale Planung zur Unternehmensübergabe und -nachfolge im Detail darstellt und wie diese erfolgreich umgesetzt werden kann, kann in der Broschüre „Unternehmensnachfolge – Die optimale Planung“, herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, nachvollzogen werden.

Für die Broschüre hier klicken.  

Phase 2: Suchen, Finden, Prüfen

Hier handelt es sich um eine der kritischsten Phasen im Nachfolgeprozess in Unternehmen, denn hier soll erfolgreich ein Nachfolger gesucht und gefunden werden. Unterstützung können hierbei Unternehmerbörsen bieten.

Unternehmerbörsen (Auszug):

Ist ein Nachfolger gefunden, findet in der Regel eine gegenseitige Analyse (Due Diligence) von Übergeber und Nachfolger statt. Die Festlegung des Unternehmenswertes ist einer der zentralen Bestanteile einer Übergabe. Auch ein anschließender Check der Rahmenbedingungen und Erfolgskriterien ist unverzichtbar.

Um den richtigen Unternehmenswert für beide Beteiligten zu finden, bietet der Bayerische Industrie- und Handelskammertag e. V. einschlägige Merkblätter zur Unternehmensführung – insbesondere zur Unternehmensbewertung sowie eine Checkliste für Übergeber – an.

Unternehmensbewertung

Checkliste für Übergeber

Phase 3: Übergabe

Sind beide Parteien mit den Überprüfungen und Vereinbarungen aus der zweiten Phase einverstanden, kann die eigentliche Übergabe stattfinden. Wichtige Aufgaben sind in dieser Phase der Vertragsabschluss und die Überprüfung der Finanzierung durch den Nachfolger. Ebenso muss die Information über die Nachfolge an die Belegschaft weitergegeben werden sowie eine Einarbeitung des Nachfolgers erfolgen.

Phase 4: Zukünftige Tätigkeit des Übergebers

Nach der Unternehmensübergabe gestaltet der ehemalige Inhaber seine persönliche Zukunft nun unabhängig vom übergebenen Unternehmen. Übergeber sind dann häufig als Privatier, Berater für Unternehmen, Privatinvestoren oder Business Angel tätig. Auch die Gründung eines neuen Unternehmens kann eine Exit-Strategie darstellen.

Gegensätzlich dazu übernimmt der Nachfolger die Unternehmer-, Inhaber- und Führungsrolle. Er erarbeitet zukünftige Konzepte und bringt eigene Vorstellungen in das Unternehmen ein. Dazu plant er gegebenenfalls Maßnahmen wie eine Änderung des Produkt- oder Dienstleistungsangebots, die Einführung von Innovationsmanagement, eine Neukonzeption des Marketings, eine Expansion in neue Märkte, eine Internationalisierung und/oder eine Optimierung der Geschäftsprozesse.

Das wichtigste Ziel neben der wirtschaftlichen Arbeit ist es, das Überleben des Unternehmens zu sichern. Deshalb sollten alle Betriebe und Unternehmen die Nachfolgeplanung als einen integralen Bestandteil ihrer strategischen Unternehmensplanung verstehen. Zudem sollte die Nachfolge als ein dynamischer Prozess verstanden werden, der sich an die verändernden Umstände im Unternehmen anpasst. Doch auch wenn eine fundierte Regelung der Nachfolge vorliegt, ist diese noch nicht gesichert, denn es muss natürlich auch immer eine Bereitschaft zur Nachfolge bestehen.

Quellen: